Diese Seite drucken

Lichteinbringung am 10. März 1907

Freimaurer feierten Tempeljubiläum

Von ARND GAUDICH

 

HESPERT. Nein, ein verschwörerischer Geheimbund sind die Freimaurer nicht. Obwohl die Männer in einigen Kinofilmen - wie „Anatomie“ und Dan Browns „Sakrileg“ - als besessene Sektierer auftauchen, ist die Realität eher ernüchternd: Die Freimaurer-Loge Gummersbach „Zur Oberbergischen Treue“ feierte die Lichteinbringung in ihren ersten Tempel vor 100 Jahren mit einem Sommerfest - bei gutbürgerlichem Nudelsalat und Grillwürstchen.

Jedermann konnte am Samstag in die ehemalige Schule in Reichshof-Hespert kommen, um sich dort über die Freimaurer zu informieren. Das alte Volksschulgebäude hat die Loge Gummersbach vor sechs Jahren gekauft und für ihre Zwecke umgebaut. Dass die Gemeinschaft auf vielen Ritualen gründet, die auf Außenstehende befremdlich wirken können, bestätigt Freimaurer-Chef Dr. Peter Günter Nelles: „Doch die Grundidee ist ganz einfach: Wir Freimaurer streben nach den Grundidealen Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Menschenliebe. Das ist gelebte Humanität.“ So engagieren sich die Männer vor allem karitativ und spenden für Hilfsprojekte.

Die Freimaurer-Loge Gummersbach ist ein eingetragener Verein. Als Vorsitzender trägt Nelles den Titel „Meister vom Stuhl“. Die rund 30 Männer kommen aus verschiedenen sozialen Schichten und haben unterschiedliche Berufe. „Mitglied werden kann jeder freier Mann vom guten Ruf“, erklärt Sekretär Gerd Langer, der ein Kinderhaus leitet. Ein neuer Freimaurer ist zunächst Lehrling und wird später zum Gesellen und Meister.

„Doch das sind keine Hierarchien. Die Titel beschreiben lediglich den Erkenntnisstand“, sagt Nelles. Ihre Werte verinnerlichen die Freimaurer bei der Tempelarbeit - einer rituellen Versammlung. Dafür haben die Gummersbacher einen Raum der ehemaligen Schule zum Tempel hergerichtet. In dem Raum sind Säulen mit Kerzen aufgestellt, an der Stirnseite gibt es eine Wandmalerei mit den Freimaurersymbolen Winkelmaß und Zirkel.

„Wir sind überkonfessionell“, betont Nelles. „So liegen in unserem Tempel Bibel und Koran. Voraussetzung ist der Glaube an ein höheres Wesen.“ Vor 100 Jahren wurde der erste Tempel der damals neugegründeten Freimaurer-Loge in Gummersbach eingeweiht.

Obwohl die Gummersbacher Freimaurer öfters zu Vortrags- und Diskussionsabenden einladen, erfährt der Außenstehende über das Wesen der Freimaurerei eher wenig. „Wir treten öffentlich sehr wenig in Erscheinung. Jeder von uns gibt seine Ideale einzeln weiter.“

Copyright © Kölnische Rundschau

Vorherige Seite: Berichte aus der Presse
Nächste Seite: Wandbild